Brachycephalensyndrom
Erkrankung kurznasiger Hunde, die aufgrund einer Kombination aus zu enger Nasenöffnung und übermäßiger Füllung der Nasenhöhlen mit Nasenmuscheln auftritt. Die Nasenhöhle enthält ein weit verzweigtes Netzwerk von mit Schleimhaut überzogenen Knochenbälkchen. Diese muschelartig angeordneten Strukturen sind für die Erwärmung der Atemluft, den Geruchssinn und die Immunabwehr erforderlich. Bei der Zucht kurznasiger Hunde werden zahlreiche Missbildungen am Kopf (und anderen Körperregionen) in Kauf genommen. Besonders schwerwiegende Veränderungen liegen in der Nase. Die Nasenöffnungen sind meist zu eng und die Nasenmuscheln in Relation zur deutlich kleineren Nasenhöhle zu umfangreich. Dadurch atmen die Tiere ständig gegen einen erheblichen Widerstand an – als würde man ihnen die Nase zu zwei Dritteln zuhalten. Der dadurch bei jedem einzelnen Atemzug entstehende Unterdruck führt zu einer Reizung der Nasen- und Rachenschleimhaut. Mit der Zeit kommt es zu einer Verlängerung des Gaumensegels. Die Schleimhaut der bei Hunden normalerweise nach außen ausgeformten Kehlkopftaschen verdickt sich und stülpt sich nach innen um. Mit der Zeit weichen die Kehlkopfknorpel auf und der Kehlkopf kollabiert. In Zusammenhang mit dem bei kurzköpfigen Hunden häufig ebenfalls verdickten Zungengrund kommt es zu einer mit der Zeit immer schlimmer werdenden Atemnot, die insbesondere bei Anstrengung oder warmem Wetter Probleme bereitet. Schon allein das „schnarchen“ dieser Hunde ist keineswegs normal, auch wenn es häufig als Rassestandard dargestellt wird. Es ist ein erstes Anzeichen der Fehlfunktionen der Atemwege. Mit der Zeit können erhebliche Erstickungsanfälle entstehen. Häufig sind betroffene Tiere zusätzlich übergewichtig, was die Problematik noch weiter verschlimmert. Die sinnvollste Lösung dieses Problems wäre ein Zuchtverbot der betroffenen Rassen. Um dem Einzeltier zu helfen, muss jedoch chirurgisch vorgegangen werden. Die einfachsten und am häufigsten angewandten Methoden sind: 1. Erweiterung der Nasenöffnungen, 2. Kürzung des Gaumensegels, 3. Entfernung der vorgewölbten Schleimhaut der Kehlkopftaschen. Hierdurch wird meist eine deutliche Verbesserung der Symptome, aber praktisch nie eine Heilung erzielt. Alle weiteren Maßnahmen (z.B. Entfernung von Nasenmuscheln, Ausdünnen des Gaumensegels, Korrekturen am Zungengrund, Korrektur des Kehlkopfeingangs) werden von wenigen, auf diese Art von Erkrankungen spezialisierten, Fachleuten durchgeführt. Die umfangreichsten Informationen zu dieser Thematik sind an der Kleintierklinik der Universität Leipzig erhältlich. Dort wird von Prof. Oechtering und seinem Team umfassend über die Therapie des Brachycephalensyndroms geforscht und auch schwere Fälle der Erkrankung mit recht gutem Erfolg operiert.